Vorderes Kreuzband

 

 

Die Ruptur des vorderen Kreuzbandes ist eine der häufigsten Sportverletzungen im Bereich des Kniegelenkes. Insbesondere bei Sportarten mit hoher Kniebelastung (Skifahren) oder möglichem Kontakt mit Gegenspielern (Fußball, Handball) sind die Sportler prädisponiert. Bei Verdrehtrauma des Kniegelenkes mit fixiertem Unterschenkel kommt es zum Einreißen der kniestabilisierenden Strukturen (Innenband -> Innenmeniskus -> vorderes Kreuzband).

Der Riss des vorderen Kreuzbandes (VKB) kann auf Dauer nur in Ausnahmefällen muskulär stabilisiert werden. Bereits beim Unfall entstehen häufig Knorpel-, Meniskus- oder Seitenbandverletzungen, welche den therapeutischen Ablauf maßgeblich mitbestimmen. Durch das ständige Verrutschen der Gelenkpartner werden ohne Operation Meniskus und Knorpel auf Dauer weiter geschädigt. Oft entstehen weitere Schäden plötzlich, nach beschwerdefreiem Verlauf, mit ausgedehnten Knorpelaufbrüchen oder Meniskuseinrissen, mit zum Teil nicht mehr behandelbaren Dauerschäden.

Bedingt durch die Komplikationsmöglichkeiten (Arthrofibrose, Infektion) ergeben sich 2 mögliche Zeitfenster für den Ersatz des vorderen Kreuzbandes. Entweder kann der VKB-Ersatz binnen 48h nach Verletzung durchgeführt werden, solange die Schwellung noch gering ist. Dies bietet sich v.a. in solchen Fällen an in denen der Verdacht auf eine zusätzliche ausgedehnte Meniskusverletzung wie einen Korbhenkelriß besteht. Alternativ bzw. im größten Teil der Fälle erfolgt zunächst ein physiotherapeutische Behandlung zur Reizreduktion und erst bei “reizfreiem” Gelenk (freie Beweglichkeit, kein Erguß, kein Ruheschmerz) der operative Eingriff.

 

VKB-Ersatzplastik

Der Ersatz des vorderen Kreuzbandes erfolgt in aller Regel mit körpereigenen Sehnen. Als mögliche Optionen kommen hier die Semitendinosussehne, die Quadrizepssehne und die Patellarsehne infrage. Welche Sehne verwendet wird, wird individuell mit dem Patienten abhängig von beruflicher und sportlicher Belastung, Kosmetik und Begleitverletzungen besprochen.

Nach arthroskopischer Diagnosesicherung wird über einen ca. 3cm langen Schnitt die Semitendinosussehne oder auch ein Streifen der Quadrizepssehne entnommen.

 

„Anatomie und Biologie sind der Schlüssel zum Erfolg“

 

In unserer “Standard-Technik” erfolgt die Fixierung des Transplantates am Oberschenkel und am Schienbein mit von außen anliegenden ca. 1mm dicken Metallplättchen, um eine optimale Einheilung des Transplantates im Knochen zu erreichen, da hier die beste Stabilität erreicht werden kann.

Ziel der Operation sollte es sein das Kreuzband in weitestgehend vollem Umfang wiederherzustellen und, so unsere Philosophie, die Biologie so gut es geht zu erhalten.  Neben der exakten Positionierung der Knochentunnel an der Orginal-Anheftungsstelle des Kreuzbandes wird abhängig vom Durchmesser des ehemaligen Kreuzbandes (bzw. Körpergröße des Patienten) eine Einzelbündel- oder Doppelbündelrekonstruktion durchgeführt. Der Erhalt der Biologie wird dadurch gewährleistet, dass so viel vom originären Kreuzband erhalten wird wie möglich und die Art der Rekonstruktion individuell an den Patienten angepasst wird. Die VKB-Ersatzplastik wird durch das Originalband gezogen, so dass sich dieses wie ein Strumpf um das Transplantat legt. Über den Bandrest ist es möglich, Gefäße und propriozeptive Nervenfasern zu erhalten und somit eine bessere und schnellere Umwandlung der Sehne in ein Band zu erreichen.

In seltenen Fällen kann es auch mal möglich sei, insbesondere bei jungen Patienten, eine Refixation des VKB durchzuführen, sofern dieses direkt am Knochen abgerissen ist.

Nach der VKB-Ersatzplastik erfolgt ein stationärer Aufenthalt von ca. 3 Tagen. Eine ambulante Krankengymnastik sollte direkt im Anschluss 2-3 mal wöchentlich erfolgen. Unterarmgehstützen werden im Regelfall für 2-3 Wochen postoperativ zur Teilbelastung benötigt. Eine Orthese mit Bewegungslimitierung ist für 6 Wochen zum Schutz des Kreuzbandersatzes notwendig.

Die Arbeitsfähigkeit tritt je nach Belastung zwischen 4 (sitzende Tätigkeit) und 12 Wochen (stehende/körperliche Tätigkeit) ein. Volle Sportfähigkeit besteht bei kniebelastenden Sportarten frühestens nach 9 Monaten bei entsprechend gut regenerierter Muskulatur.