Kreuzbandrevision

 

 

In ca. 2-10% der Fälle kommt es nach einem Ersatz des vorderen Kreuzbandes im Verlauf wieder zu einer Instabilität. Dies kann entweder durch eine erneute Verletzung z.B. beim Sport passieren oder das Kreuzband lockert über die Zeit wieder aus. Da dies viele Ursachen haben kann ist eine genaue Analyse vor einem erneuten Eingriff essentiell wichtig. Neben der genauen Untersuchung des Kniegelenkes nach zusätzlichen Bandinstabilitäten werden auch mehrere bildgebende Verfahren durchgeführt. Das MRT zeigt zusätzliche Verletzungen an Bändern, Menisken oder dem Gelenkknorpel. Verschiedene Röntgenaufnahmen zeigen die Stabilität der einzelnen Bänder sowie auch Fehlstellungen der Beinachse, welche für das Versagen des Transplantates verantwortlich sein können. Zuletzt wird eine Computertomographie (CT) mit 3D-Darstellung durchgeführt, um die knöchernen Bohrkanäle des ersten Eingriffes genau bezüglich Position und Weite zu analysieren.

 

Bohrkanalauffüllung

Insbesondere anhand des CTs kann entschieden werden, ob direkt ein neuer Kreuzbandersatz erfolgen kann. Sind die alten Bohrkanäle zu weit oder liegen sie nicht exakt anatomisch (Ansatz des Originalkreuzbandes) ist eine direkte zweite Kreuzbandplastik nicht sinnvoll. In diesen Fällen erfolgt zunächst eine Auffüllung der alten Bohrkanäle mit Knochenzylindern vom Beckenkamm. Hierdurch läßt sich eine Situation wie vor dem ersten Kreuzbandersatz erreichen. Eine Vollbelastung kann nach dem Eingriff nach ca. 2 Wochen wieder erfolgen und der erneute Kreuzbandersatz lässt sich nach frühestens 3 Monaten durchführen.

 

Revisionskreuzbandersatz

Sind die Bohrkanäle in Ordnung, bzw. ist die Bohrkanalauffüllung eingeheilt, kann der Revisions-Kreuzbandersatz erfolgen. Welche Sehne verwendet wird hängt v.a. von der verwendeten Sehne des ersten Eingriffes ab. In der Regel kommt aber die Quadrizepssehne oder Patellarsehne in Frage. Handelt es sich bereits um das 3. Kreuzband oder wurden auch schon andere Bänder ersetzt, kann es notwendig werden auch eine Sehne vom gesunden Knie zu entnehmen oder eine Spendersehne zu verwenden. Dies wird jeweils individuell mit dem Patienten besprochen. Der Eingriff selbst erfolgt wie die primäre Kreuzbandplastik (siehe Kreuzbandverletzung). Lediglich die Zeit bis zur Wiederaufnahme von kniebelastenden Sportarten wird länger gefasst, um keine erneute Verletzung zu riskieren (18-24 Monate).

 

Anterolaterale Stabilisierung

In manchen Fällen ist eine Mitursache für das Versagen der Kreuzbandplastik eine Drehinstabilität, bei der das Schienbein sich zu weit nach innen drehen lässt. Hierdurch kommt zu viel Zug auf das Kreuzbandtransplantat. Wird dies in der Analyse festgestellt wird zusätzlich zum erneuten Ersatz des vorderen Kreuzbandes eine äußere Stabilisierung durchgeführt. Hierzu werden derzeit unterschiedliche Techniken verwendet. In unserer Klinik führen wir die sog. „extraartikuläre Tenodese modifiziert nach Lemaire“ durch. Hierbei wird auf der Aussenseite des Kniegelenkes über einen offenen Schnitt ein Streifen aus dem Tractus iliotibialis gewonnen, welcher am Schienbein nicht abgelöst wird. Dieser wird unter dem Aussenband durchgeführt und am Oberschenkelknochen wieder befestigt.

 

Korrekturosteotomie

Insbesondere X-Bein-Fehlstellungen können ein Versagen des Kreuzbandtransplantates begünstigen und sollten im Rahmen des erneuten Kreuzbandersatzes oder auch in einem zusätzlichen vorausgehenden Eingriff mitversorgt werden (siehe Umstellungsosteotomie). Eine neue Erkenntnis ist, dass auch ein zu starkes Gefälle der Schienbeingelenkfläche nach hinten das Kreuzbandtransplantat überansprucht und auslockern kann. In solchen Fällen kann es notwendig sein auch dieses Gefälle durch eine Osteotomie zu korrigieren. Zum Teil ist nach dieser Osteotomie auch kein erneuter Kreuzbandersatz mehr notwendig.